Fettsäure und Allergie

Kurzkettige Fettsäuren Allergie

Kurzkettige Fettsäuren: Der Schlüssel im Kampf gegen Allergien?

Mit einer Allergie zu leben, stellen sich nur all jene einfach vor, die nicht selbst betroffen sind. Verschiedenste Symptome von der laufenden Nase bis hin zum juckenden Ausschlag können die Lebensqualität deutlich einschränken und vermindern. Kein Wunder, dass auch Wissenschaftler auf der Suche nach Lösungen im Kampf gegen die unerwünschten Reaktionen des Körpers sind. Mit kurzkettigen Fettsäuren eröffnet sich ein kleiner Hoffnungsschimmer, denn Studien weisen auf mögliche Wirksamkeit hin.

Studien mit vielversprechenden Ergebnissen

Die kurzkettigen Fettsäuren sind bereits vor einiger Zeit in den Fokus der Forschung gerückt. Eine Studie, bei der Stuhlproben von einjährigen Kindern analysiert wurden, lieferte interessante Hinweise (zur Studie). Hier fanden sich Verknüpfungen zwischen dem Gehalt an kurzkettigen Fettsäuren im Stuhlgang und dem Risiko, später einmal Asthma, Nahrungsmittelallergien oder Allergische Rhinitis zu bekommen. Je höher das Ausmaß an kurzkettigen Fettsäuren lag, desto stärker zeigte sich dieser Effekt.

Fettsäure Allergie StudieDie Erforschung diesbezüglicher Zusammenhänge reicht bis in das Jahr 2009 zurück, als Wissenschaftler an der schwedischen Umeå University auf eine Verbindung zwischen Mikrobiom, kurzkettigen Fettsäuren und Allergien stießen. Weitere Untersuchungen wurden teilweise nicht nur am Menschen, sondern auch an Tieren vorgenommen. Hierbei zeigte beispielsweise die Gabe von Essigsäure bei Mäusen eine Reduktion der Symptome eines allergischen Schnupfens. Die Tiere kratzten sich seltener an der Nase.

Auch aktuell wird an der Bestätigung dieser ersten Erkenntnisse gearbeitet. Forscher versuchen herauszufinden, ob sich gezielte Veränderungen der Ernährungsweise oder auch die zusätzliche Einnahme solcher Fettsäuren als vorteilhaft erweisen könnten. Das Zuführen kurzkettiger Fettsäuren steht damit zur Debatte und könnte sogar dabei helfen, die Entstehung von Allergien zu verhindern. Konkrete Belege fehlen derzeit allerdings noch. Diese müssen vor allem im Rahmen größerer Studien oder Metaanalysen erbracht werden.

Viele wichtige Fettsäuren entstehen im Darm

Im Fokus der Forschung steht jedoch nicht nur die mögliche Zufuhr von kurzkettigen Fettsäuren, sondern auch die natürliche Förderung der körpereigenen Bildung. Konkret geht es in diesem Fall um Fettsäuren mit klangvollen Namen wie

  • Propionat,
  • Butyrat und
  • Acetat

Diese Fettsäuren nimmt der Mensch über die Nahrung nicht auf. Vielmehr werden sie im Dickdarm gebildet. Dort nämlich sitzt mit dem sogenannten Mikrobiom eine bis zu zwei Kilogramm schwere Kolonie aus verschiedensten Mikroorganismen, deren Aktivität und Zusammensetzung deutliche Auswirkungen auf den gesamten Körper haben kann.

Die Bakterien des Mikrobioms zersetzen mit Vorliebe Ballaststoffe, die der menschliche Körper aufgrund fehlender Enzyme nicht aufschließen und aufnehmen kann. Im Zuge dieser Verwertung bilden die Bakterien kurzkettige Fettsäuren, die inzwischen dafür bekannt sind, entzündliche Reaktionen hemmen zu können. Sie verhindern die Ausbildung „entzündlicher“ T-Zellen, wie sie beispielsweise bei einer Allergie zu finden sind. Deren genauer Wert lässt sich mittels einer Blutuntersuchung feststellen. Darüber hinaus gibt es Hinweise darauf, dass jene Bakterien, die die bereits erwähnten kurzkettigen Fettsäuren bilden, im Darm von Allergikern zu selten vorkommen.

Fettsäure Studie Mikroskop

Eine Umstellung der Ernährung durch den vermehrten Konsum pflanzlicher Ballaststoffe kann laut Experten einen positiven Effekt auf die Zusammensetzung des Mikrobioms haben und somit auch die Bildung von kurzkettigen Fettsäuren unterstützen. Eine vorwiegend pflanzliche Ernährung, möglichst wenig tierische Produkte, der Verzicht auf Saccharose und so gut wie keine industriell verarbeiteten Lebensmittel wirken sich förderlich auf das Mikrobiom aus.

Im Rahmen einer Studie fanden Forscher heraus, dass die klassische mediterrane Diät dank ihrer Betonung auf pflanzliche Lebensmittel besonders empfehlenswert erscheint (zur Studie).

Doch auch die Aufnahme von kurzkettigen Fettsäuren wird weiter ergründet. So entdeckten Wissenschaftler am Deutschen Institut für Ernährungsforschung, dass sich die Gabe solcher Fettsäuren genauso positiv auswirkte, wie der Verzehr pflanzlicher Fasern. Hierzu bleibt allerdings zu sagen, dass sich eine pflanzenbetonte Kost auch in anderer Hinsicht vorteilhafter als die klassisch westliche Diät mit Fleisch, Milch und Ei erweist. So lässt sich die Versorgung mit sekundären Pflanzenstoffen und Mikronährstoffen auf diese Weise optimieren. Voraussetzung ist aber eine gute Planung.

Die Wirkung der kurzkettigen Fettsäuren

Selbstverständlich genügt es der Forschung nicht, lediglich den Effekt einzelner Stoffe zu kennen. Auch die Wirkweise der kurzkettigen Fettsäuren wurde deshalb eingehend untersucht und beschrieben. So sorgen diese Fette dafür, dass der menschliche Körper regulatorische T-Zellen bildet. Gerade diese T-Zellen scheinen laut neuester Erkenntnisse eine Schlüsselposition in der Immunreaktion bei Allergien einzunehmen.

Kommt es zu einer Allergie, reagiert das Immunsystem über. Die regulatorischen T-Zellen helfen dabei, die überschießende Immunantwort zu regulieren und auf ein niedrigeres Niveau zu bringen. Entzündliche T-Zellen werden von ihren regulatorischen Verwandten praktisch „beruhigt“. Somit können entzündliche Prozesse gehemmt werden, was bei der Vermeidung allergischer Reaktionen entscheidend sein kann.

Zusammenfassung und Ausblick

Letztlich lässt sich schon jetzt feststellen, dass kurzkettige Fettsäuren und die Entstehung von Allergien in einem Zusammenhang zu stehen scheinen. Durch eine gesunde, hauptsächlich pflanzliche Ernährung lässt sich das Mikrobiom in seiner Zusammenstellung so verändern, dass mehr Fettsäuren und somit auch mehr regulatorische T-Zellen gebildet werden können.

Die gezielte Zufuhr als mögliche weitere Lösung stellt vor allem im medizinisch-behandlerischen Kontext eine interessante Option dar. Natürlich bedarf es jedoch weiterer und vor allem umfangreicherer Studien mit einer größeren Zahl an Probanden. Die Tendenz aber lässt Allergiegeplagte hoffen.

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