Was ist ein allergischer Schock (Anaphylaxie)? Tipps für Allergiker
Der Allergische Schock ist die schlimmstenfalls lebensbedrohliche Reaktion des Immunsystems auf Allergene und wird auch als Anaphylaxie bezeichnet.
Ein allergischer Schock ist zweifellos die schwerste Form der allergischen Reaktion er kann einzelne Körperteile und Funktionen betreffen oder den ganzen Körper. Entscheidend bei dieser allergischen Sofortreaktion ist, dass immer mehrere Organsysteme betroffen sind. Dadurch wird ein weiterer Verlauf der Symptomatik unkalkulierbar. Ein allergischer Schock ist also eine allergische Sofortreaktion, die extrem stark verläuft. Es gibt aber auch Verläufe, in denen sie erst nach Stunden auftritt. Wenn zusätzlich zu einer Hautreaktion auch noch die Atmung betroffen ist wird schnell klar, wie gefährlich ein allergischer Schock werden kann. Schlimmstenfalls kann der allergische Schock zu einem Multiorganversagen führen.
Was passiert bei einem allergischen Schock ?
Inhalte Übersicht
Bei einer allergischen Reaktion wird der Botenstoff Histamin ausgeschüttet. Bei einem allergischen Schock schüttet der Körper aber zu viel davon aus. Dadurch werden schlagartig die Blutgefäße erweitert, und gleichzeitig die glatte Muskulatur zusammengezogen. Glatte Muskulatur findet man z. B. in den Bronchien. Außerdem können Ödeme auftreten. Durch die Erweiterung der Blutgefäße kommt es zu einem Blutdruckabfall. Das Verkrampfen der Bronchien führt zu Atemnot, welche wiederum dafür sorgt, dass der Körper vermehrt Adrenalin ausschüttet. Das beschleunigt den Herzschlag und sorgt eigentlich für eine Verengung der Blutgefäße. Durch eine zu hohe Histaminkonzentration funktioniert das aber nicht und der Körper pumpt immer mehr Adrenalin in den Körper. Dadurch entsteht ein Teufelskreis, der zur Systemüberlastung führt.
Ursachen für einen allergischen Schock
Die Ursachen liegen in einer vorausgehenden Allergie. Besonders gefährdet einen Anapyhlaktischen-Schock zu erleiden, sind Menschen die gegen Medikamente, Insektenstiche oder Naturlatex allergisch sind. Aber auch Nahrungsmittel-Allergiker sind gefährdet. Hier lösen vor allem Nüsse, Meeresfrüchte, Sellerie, Fisch, Milch, Hühnereier oder Hülsenfrüchte wie Erdnüsse oder Soja die Kettenreaktion aus. Alkohol, Stress oder Infekte können das Entstehen eines allergischen Schocks begünstigen. Fatalerweise sind davon mehr Menschen betroffen als sie ahnen. Gerade bei Insektengiften und Medikamenten ist die Dunkelziffer hoch solange man mit den Allergenen nicht in Berührung kommt. Auch Kosmetika mit unbekannten Inhaltsstoffen können problematisch werden.
Allergischer Schock Symptome
Je nach Allergie können die verschiedensten Symptome auftreten:
- Haut: Hautjucken, Hautrötung, Hautschwellung, Quaddelbildung, Bläschenbildung
- Herz-Kreislauf-System: Engegefühl in der Brust.
- Rachenraum, Atmung: Atemnot, Heiserkeit, Schluckbeschwerden, Asthmaanfall
- Sonstige Symptome: Übelkeit, Schwindel, Unruhe, Kopfschmerzen, Schnupfen, tränende Augen, Darmbeschwerden, Bewusstseinstrübung, Krampfanfälle
Der allergische Schock wird in vier Klassen eingeteilt. Je nach Einstufung sind unterschiedliche Maßnahmen erforderlich.
- Der Schweregrad I beinhaltet leichte Allgemeinreaktionen. In diesem Stadium ist der Schock noch gut behandelbar. Dieses Stadium beinhaltet leichte Hautreaktionen wie Quaddelbildung und Rötungen aber auch Kopfschmerzen, Unruhe. Meist können sich die Betroffenen in dieser Situation mit einem Notfallset noch selber helfen.
- Schweregrad II, es kommen Kreislaufprobleme, Pulsveränderungen und Atemnot hinzu. Auch Stuhl- und Urindrang können hinzukommen. Man spricht dabei von ausgeprägten Allgemeinreaktionen. Was sich harmlos anhört gehört aber unbedingt in die Hände eines Notarztes.
- Im Schweregrad III ist der Betroffene oft nicht mehr voll ansprechbar oder leidet unter Orientierungslosigkeit. Fragen nach Wochentag, Datum oder ähnliche Fragen können nicht mehr spontan beantwortet werden. Außerdem kommen Atemnot oder Erstickungsanfälle hinzu. Spätestens jetzt muss man die 112 anrufen. Diese Situationen werden bedrohliche Allgemeinreaktionen genannt. Unbehandelt können bereits sie direkt oder indirekt tödlich enden.
- Bei Schweregrad IV besteht akute Lebensgefahr. Man spricht davon bei einem Herz- oder Kreislaufstillstand. Bestenfalls sollte sich die betroffene Person dann schon im Krankenhaus befinden.
Erste Hilfe Maßnahmen und Behandlung
Ein allergischer Schock erfordert zumeist eine direkte Reaktion. Man sollte dem Betroffenen sofort helfen sofern er selber nicht mehr dazu in der Lage ist. Die schlechte Nachricht: Jeder Mensch in Deutschland ist dazu verpflichtet Erste-Hilfe zu leisten. Die gute Nachricht: Wenn Sie die 112 anrufen und dem Menschen am anderen Ende erklären was und wo genau etwas passiert ist, haben Sie davon schon mal einen großen Teil erledigt. Am wichtigsten dabei ist das wo genau. Die Menschen die da am anderen Ende der Leitung sitzen sind normalerweise sehr freundlich und beißen nur im Notfall.
Natürlich gibt es noch mehr Dinge, die Sie für den Betroffenen tun können und auch tun sollten. Wichtig ist: Sie können eigentlich nichts falsch machen !
- Fragen Sie nach einem Notfallset. Wenn der Betroffene eines hat, reichen Sie ihm die gewünschten Präparate an. WICHTIG: Verabreichen Sie dem Betroffenen nichts ohne seine Anweisung oder wenn er orientierungslos ist.
- Versuchen Sie den Betroffenen zu beruhigen. Das Handauflegen auf die Schulter wirkt teilweise beruhigend. Bei innerer Unruhe kann es aber auch das Gegenteil bewirken. Wenn Sie sich unsicher sind, bleiben Sie beim reden. Fragen Sie den Betroffenen auch immer zwischendurch, wie es ihm geht oder ob Sie etwas für ihn tun können. Fragen Sie ihn, wenn Sie unsicher sind, ob er noch alles wahrnimmt z. B. nach dem Wochentag.
- Personen mit Atemnot sollten sich so lagern, wie sie es für angenehm halten. Meist ist eine halb sitzende Position auf dem Boden am angenehmsten. Bieten Sie dem Betroffenen an, sich auf den Boden zu setzen.
- Personen die über Schwindel oder Übelkeit klagen, sind in der Schocklage am besten aufgehoben. Bieten Sie den Betroffenen an sich auf den Boden zu legen und legen Sie seine Beine dann auf einen Stuhl oder die Couch.
- Bewusstlose Personen gehören in die stabile Seitenlage.
- Bei Personen mit Herz-Kreislaufstillstand ist unverzüglich mit einer Herzmassage zu beginnen. Wer schon mal einen Erstehilfekurs besucht hat sollte wissen wie das geht. Wichtig ist das Gehirn weiterhin mit Sauerstoff zu versorgen bis der Notarzt eintrifft.
Notfallset, welche Medikamente beim allergischen Schock helfen
Allergiker denen bekannt ist das sie sehr heftig auf die Allergie reagieren sollten immer ein Notfallset mit sich führen.
Ein Notfallset wird immer vom Arzt verordnet. Es enthält verschreibungspflichtige Präparate. Falsch angewendet richten sie unter Umständen mehr Schaden an. Verabreichen Sie also niemals Medikamente ohne vorher von Ärzten, Pflegepersonal oder den Betroffenen selber eingewiesen worden zu sein.
Was ist in einem Notfallset für Allergiker enthalten:
- Adrenalin, Autoinjektor, Adrenalin-Pen, Adrenalin-Spritze
- Ein Antihistaminikum, Histaminblocker
- Kortisonpräparat, zumeist Inhalator
Das Notfallset wird individuell zusammengestellt. Es kann ein Kortisonpräparat enthalten, dieses sorgt dafür, dass verkrampfte Lungenbläschen sich lösen und hemmt Entzündungsprozesse.
Ein Antihistaminikum blockiert den Botenstoff Histamin welcher für die meisten Symptome verantwortlich ist. Zusätzlich kann eine Adrenalinspritze enthalten sein, um erweiterte Blutgefäße zu verengen.
Nach jeder Benutzung sollten neue Medikamente verschrieben werden. Das Haltbarkeitsdatum sollte ebenfalls im Auge behalten werden. Viele Medikamente verlieren bei Überalterung ihre Wirksamkeit.
Wozu ein Allergiepass für Allergiker ?
Jeder Allergiker sollte einen Allergiepass mit sich führen. Er sorgt dafür, dass in Situationen, in denen der Allergiker nicht mehr selbst kommunizieren kann, keine weitere Allergene zugeführt werden. Im Allergiepass sollten alle bekannten Allergien und Allergene aufgelistet sein, das sind wichtige Informationen für Ärzte und Pflegepersonal. Es gibt auch Plaketten welche am Handgelenk getragen werden können und auf die Allergie hinweisen, so kann vermieden werden das evt. falsch behandelt wird.
Auch angehörige, bekannte und natürlich die eigene Familie sollten darüber Informiert werden worauf man allergisch ist und wie man bei einem allergischen Schock reagieren sollte. Besprechen sie mit Ihrem Umfeld worauf sie allergisch reagieren und weisen sie darauf hin das es zu einer Lebensbedrohlichen Situation kommen kann. Ein allergischer schock lässt sich am besten vermeiden wenn man garnicht erst Kontakt mit dem Allergen hat.
Sollte dennoch eine allergische Reaktion auftreten können andere Ihnen nur helfen wenn Sie wissen worauf sie achten müssen. Sprechen sie mit Personen in Ihrem Umfeld oder dem Arbeitsplatz und erklären sie was im Notfall zu tun ist.