Kann Asthma mit medizinischem Cannabis therapiert werden?
Asthma Bronchiale ist eine chronische Erkrankung der Atemwege. Diese verengen sich infolge einer Entzündung, wobei die Atemmuskulatur verkrampft. Gleichzeitig wird die Schleimproduktion angeregt, was zu Hustenanfällen und Atemnot führt. Die Ursachen der Erkrankung sind bis heute noch nicht gänzlich geklärt. Bisher ist Asthma nicht heilbar. Begünstigende Faktoren werden in Atemwegsinfektionen, im Rauchen und dem regelmäßigen Einatmen von Schadstoffen gesehen. Auch die Einnahme bestimmter Medikamente und eine erbliche Veranlagung kann Asthma fördern.
Zudem wird Asthma durch verschiedene Allergene wie Hausstaub, Tierhaare, Pollen oder gewisse Nahrungsmittel ausgelöst. Auch manche Duftstoffe oder chemische Lösungsmittel können asthmatische Anfälle hervorrufen. Laut dem Global Asthma Report von 2018 leiden an der Krankheit 335 Millionen Menschen weltweit und ca. 350.000 sterben jährlich.
Nun stellt sich die Frage, ob medizinisches Cannabis bei Asthma helfen kann. Zumal Medizinalhanf seit März 2017 in Deutschland zur begleitenden Behandlung diverser Krankheiten verschrieben werden darf.
Cannabis im Einsatz gegen Asthma
Bei der herkömmlichen Behandlung von Asthmapatienten kommen vor allem bronchienerweiternde Medikamente und entzündungshemmende Arzneimittel zum Einsatz. Zudem werden Beta-2-Sympathomimetika zur Erschlaffung der Bronchialmuskulatur eingesetzt.
Diese Wirkungen werden aber auch Cannabinoiden in verschiedenen Kompositionen zugeschrieben, wobei medizinische Studien vorhanden sind, diese aber noch ausgebaut werden müssen.
Cannabis ist kein Medikament, welches zu direkten Heilerfolgen führt. Vielmehr kann es in vielen Fällen Symptome lindern und erträglich gestalten.
Studien geben Hoffnung
Studien zu Cannabis und dessen Auswirkungen auf Asthmakranke werden schon seit den 70er-Jahren des letzten Jahrhunderts durchgeführt. In einer Vergleichsstudie von 1974 wurde eine Gruppe von Probanden mit Isoproterenol behandelt, das als wirksames Medikament gegen Asthma gilt. Der Vergleichsgruppe wurde THC (Tetrahydrocannabinol), ein Wirkstoff der Cannabispflanze, verabreicht. Dabei ging es darum, die Atemwege der Betroffenen zu erweitern. Zwar seien die Wirkungen des THC schwächer gewesen als beim zugelassenen Medikament, sie hielten dafür aber länger an.
Ähnliche Ergebnisse wurden bei Tests mit Salbutamol ermittelt. Bei dieser Studie wurde die Stärke von Bronchialkrämpfen gemessen. Forscher aus Frankreich konnten 2014 nachweisen, dass Cannabis in der Lunge eine krampflösende Wirkung entfaltet, womit Spasmen und Krämpfe abgeschwächt werden konnten.
Cannabinoide und ihre Wirkung
Cannabis besitzt über 100 Wirkstoffe, die sogenannten Cannabinoide. CBD (Cannabidiol) ist neben THC die bekannteste Substanz. Cannabinoide entfalten ihre Wirkung im menschlichen Endocannabinoid-System (ECS). Das ECS ist sowohl im Gehirn angesiedelt sowie im Immunsystem, dem Magen- und Darmtrakt und in großen Teilen des Nervensystems.
Über in den Nervenzellen ansässige Rezeptoren regelt es die Informationsverarbeitung und -weiterleitung zwischen den Nervenzellen. Empfindungen wie Schmerz, Trauer und Appetit werden entweder aktiviert oder blockiert. Die Cannabinoide können mit den Rezeptoren des ECS interagieren. Dabei treten sie in unterschiedlicher Weise in Erscheinung.
Antibiotisch
Vor allem bei Kindern geht Asthma auf virale oder bakterielle Infektionen zurück. Bestimmte Antibiotika können diese zurückdrängen und das Krankheitsbild verbessern.
Ähnliches weiß man seit 1975 von Cannabis, als nachgewiesen werden konnte, dass Cannabinoide erfolgreich Bakterien der Gattung Streptococcus eindämmen, eine Spezies, die für Atemwegserkrankungen verantwortlich gemacht wird.
Entzündungshemmend
Auch in anfallsfreien Phasen sind bei Asthmatikern die Bronchien leicht entzündet. Aufgrund dessen werden oft entzündungshemmende Medikamente verabreicht. Wie aus einer brasilianischen Studie von 2015 hervorgeht, hat Cannabis in Form von CBD das Potenzial, Entzündungsreaktionen bei Asthma zu lindern.
Analgetisch
Medizinisches Cannabis mit seinem breiten Anwendungsspektrum hat auch schmerzstillende Wirkungen. 76 % der Asthmatiker klagen während eines Anfalles über einen lang anhaltenden, stechenden Schmerz im Brustbereich.
Erfahrungsberichte zeigen, dass diese Schmerzen bei regelmäßiger Einnahme entsprechender Cannabisprodukte gelindert werden konnten.
Cannabis als Medizin: Was müssen Asthmatiker beachten?
Üblicherweise wird Cannabis in einer Mischung mit Tabak geraucht. Asthmatikern ist diese Darreichungsform nicht zu empfehlen, reizt doch der verbrennende Tabak die ohnehin schon angegriffenen Bronchien.
Im Rahmen einer medizinischen Cannabis-Behandlung ist es deshalb zu empfehlen, orale Anwendungsformen zu bevorzugen. Dies geschieht in Form von Kapseln oder Tabletten. Findige Geister mischen die Wirkstoffe ausgewählten Speisen bei. Bei der oralen Einnahme treten die Wirkungen allerdings zeitversetzt nach zwei bis drei Stunden ein.