Allergie durch zu viel Hygiene? – Dem Gesundheitsmythos auf der Spur
Gerade in Corona-Zeiten sind die ratgebenden Gesundheitsanweisungen wie „Hände regelmäßig waschen!“ oder „Mundschutz nicht vergessen!“ gern beachtete Ratschläge, um die Verbreitung des Virus bestmöglich zu verhindern. Dennoch sind einige Menschen besorgt um ihre Gesundheit – Nicht, aufgrund von unzureichendem Schutz, sondern weil sie Angst davor haben, dass ein Zuviel an Desinfektionsmitteln und Hygienemaßnahmen bewirken, dass der menschliche Körper Allergien entwickelt, die er vor der Corona-Krise nicht besaß. Doch was ist dran an diesem Gesundheitsmythos? Bekommen wir wirklich Allergien durch zu viel Hygiene?
Hygienemaßnahmen: Gut oder schlecht?
Gerade im Krankenhaus und in öffentlichen Einrichtungen, in denen sich viele gesunde und kranke Menschen miteinander aufhalten, sind hohe Hygienestandards unverzichtbar. Um eine sterile und möglichst keimfreie Umgebung zu schaffen, reichen die Maßnahmen von kleineren Handlungen wie z.B. dem schnellen Entleeren der Abfallbehälter im Krankenhaus oder dem regelmäßigen Abwischen von Oberflächen bis hin zu Großmaßnahmen wie z.B. der zirkulären Gebäudedesinfektion durch Anbieter wie Lune360.de. Das Ziel: Bereits erkrankte Menschen, die über ein durch die Krankheit geschwächtes Immunsystem verfügen, nicht mit extra Keimen zu belasten. Diese können nämlich mitunter bewirken, dass sich der Krankheitsverlauf schnell verschlimmert und der Organismus mit all den angreifenden Erregern nicht mehr zu recht kommt. Der tragischste Fall infolge einer Keimverschmutzung mit Vorerkrankung führt dabei zum Tod.
Den Mythos aufgedeckt
Natürlich gilt eine derartige Gefahr für den menschlichen Organismus zu verhindern, weswegen hygienische Maßnahmen in das Standardprogramm in jeder gut geführten Institution integriert sein sollten. Braucht es bei all dieser Sauberkeit dennoch die Besorgnis, dass unser Körper gar nicht mehr mit Schadstoffen allein zu recht kommt und im Krankheitsfall versagt? Wird der Organismus zu wenig mit Keimen konfrontiert und entwickelt dadurch bestimmte Allergien? – Die klare Antwort ist: Nein!
Sich bewusst Keimen auszusetzen, hat nicht zur Folge, dass man weniger Allergien entwickelt, als wenn man Keime meiden würde. Unser Körper besitzt mit seinem Immunsystem einen natürlichen Schutzmechanismus, welcher aktiviert werden muss, wenn Keime auf ihn treffen. Nur, weil sich unser Körper in einem keimfreieren – und hier ist nicht die Rede von der sterilen Umgebung eines Krankenhauses – Alltag aufhält, entwickelt er deshalb noch lange keine Stoff- oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten.
Dennoch wurden gerade in den heutigen europäischen Ländern und der USA ein deutlicher Anstieg an Allergien verzeichnet: Das Robert-Koch-Institut veröffentlichte eine Statistik, nach welcher jeder dritte Erwachsene mindestens einmal im Laufe seines Lebens von allergischen Symptomen (z.B. Hautjucken, laufende oder verstopfte Nase, Bindehautentzündung, Asthma) begleitet wurde. Einige erleiden dabei sogar regelmäßig an lebensbedrohlichen, anaphylaktischen Schocks. Woher stammen diese vermehrten Allergiefälle unserer Neuzeit, wenn sie nicht auf unsere verbesserte Hygiene zurückzuführen sind?
Wie Allergien entstehen
Nicht nur die Hygienemaßnahmen haben sich im Laufe der Zeit in den Industrieländern verändert. Die Lebensverhältnisse vieler Menschen im 19. Jahrhundert passen vor allem mit dem steigenden Anstieg an Heuschnupfen-Fällen und Pollenallergien zusammen: In diesem Zeitraum entstanden deutlich mehr Ackerflächen, was eine erhöhte Pollenbelastung verursachte. Die bessere Wasserfilterung und das Plus an Hygiene in dieser Epoche sind laut dem amerikanischem Gesundheitsforscher Thomas Platts-Mills dabei nicht der Grund: „Die großen Veränderungen waren in Städten wie New York oder München bereits 1920 abgeschlossen.“, äußert Platts-Mills, während die große Allergie-Epidemie erst in den 1960er Jahren aufgekommen sei. Zudem führten die neue Beliebtheit des Teppichs und dessen vermehrter Einsatz als Bodenbelag dazu, dass mehr Milben Einzug in die Wohnungen der Menschen erhielten. Diese Milben begünstigen nachweislich die weitverbreitete Hausstauballergie.
Platts-Mills und andere Gesundheitsforscher führen noch viele weitere Gründe für die Entstehung von Allergien auf. Diese reichen von einer Palette an medizinischen Vorbelastungen bis hin zu Ursachen aus dem Bereich der veränderten Lebensumstände – eine übertriebene Hygiene spielt dabei wenn, dann eher untergeordnet eine Rolle. Daraus ergibt sich, dass eine Veränderung in der Hygiene (z.B. das regelmäßige Händewaschen) vor allem in Zeiten einer Pandemie nicht schadet und vor allem längerfristig keine Allergien hervorrufen wird – übertrieben mit dem Desinfektionsspray herum zu sprühen und damit andere Menschen zu verschrecken ist dennoch nicht ratsam und auch nicht notwendig!