Mit Allergien auf Reisen

Mit Allergie Reisen

Mit Allergien auf Reisen, ein Gastbeitrag von Daniela Halm

Daniela Halm Medizin Journalistin und BuchautorinDaniela Halm ist Medizinjournalistin und Mutter einer Tochter mit Neurodermitis, Heuschnupfen und Erdnussallergie. Sie hat den Allergieratgeber „Total allergisch – na und? Das Mutmacherbuch bei Neurodermitis, Heuschnupfen, Asthma & Co“ geschrieben.

Buch: Total allergisch - na und ?Darin erzählt sie von ihrem Familienleben mit Allergien und den täglichen Herausforderungen, sie gibt viele praktische Tipps, wie man Allergien im Alltag meistern kann, aber schaut auch hinter die Kulissen und berichtet über die neuesten Forschungsergebnisse auf dem Gebiet der Allergien.

Mehr Infos unter www.danielahalm.de. In unserem Blog berichtet sie über Reisen mit Allergien und was man dabei beachten sollte.

Den Koffer richtig packen – von Bikini bis Beipackzettel

Warme Jacke, Sonnenbrille oder Bikini – wer den Koffer packt, sollte gut organisiert sein, damit am Urlaubsort später nichts fehlt. Für Allergiker ist die Packliste allerdings noch ein bisschen länger. Egal ob Neurodermitis, Heuschnupfen, Asthma oder Lebensmittelallergien, wer einige Punkte beachtet, sorgt vor: für eine entspannte Reisezeit – ohne allergische Überraschungen.  Das bedeutet aber extra Zeit für die Vorbereitung einplanen und auch mehr Platz in der Reisetasche, denn Medikamente, Rezepte, Pflegecremes oder Reisebescheinigungen müssen mit.

Das kennen wir aus eigener Erfahrung. Meine Tochter hat Neurodermitis, Heuschnupfen und Lebensmittelallergien. Wegen der Erdnussallergie muss sie immer ein Notfallset mit Medikamenten bei sich tragen. Reisen bedeutete für uns immer auch, die Allergien zu berücksichtigen. Urlaubsziele sollten am besten pollenfrei sein, das Klima für die empfindliche und sensible Haut passen. Und Allergene, in unserem Fall die Erdnüsse, sollten möglichst gut deklariert sein und am besten nicht als häufige Hauptzutat im Urlaubsland vorkommen. Gar nicht so einfach, aber mit der Zeit wurden wir Reiseprofis auch in Sachen Allergien. Und das ist wichtig, denn je besser man informiert und vorbereitet ist, desto eher kann man dann auch Urlaub von der Allergie machen. Und hier die wichtigsten Tipps.

Auf dem neuesten Stand: Medikamente im Gepäck

Bevor es losgeht, überprüfen Sie am besten noch einmal alle Medikamente. Ist das Asthmaspray noch lange genug haltbar, sind ausreichend Pflegecremes für die Neurodermitis vorhanden? Am besten erkundigen Sie sich in Ihrem Urlaubsland, ob es ihr spezielles Medikament dort überhaupt gibt und wie es heißt. Manche Arzneien werden im Ausland unter einem anderen Namen oder in einer anderen Dosierung verkauft (im Zweifel weiß das ihr behandelnder Arzt). Vor allem bei verschreibungspflichtigen Arzneien kann es sinnvoll sein, ein Ersatzrezept dabeizuhaben. Auch an eine mögliche Verschlechterung, etwa der Haut, sollte man denken und eine Auswahl an verschiedenen Produkten mitnehmen. Das kann eine wirkstoffhaltige Creme wie Kortison oder eine Zinkcreme für Rötungen sein. Auch bei Heuschnupfen oder Asthma sollte man vorsorgen und dabei Medikamente nicht zu knapp packen. Es kann immer ein Gepäckstück verlorengehen oder die Arznei vor Ort ist doch nicht vorrätig und muss bestellt werden. Darauf sollte man vorbereitet sein. Sprechen Sie vor der Reise mit Ihrem Arzt darüber.

Lebensmittelallergie: schnell ein paar Vokabeln lernen

Wer auf bestimmte Nahrungsmittel allergisch reagiert, sollte sie natürlich auch im Urlaub meiden. Aber was heißt Milcheiweiß auf Spanisch oder Erdnuss auf Italienisch? Da kann eine kleine Vokabelliste sinnvoll sein. Beim Deutschen Allergie- und Asthmabund kann man kostenlos den Sprachführer „Mit Allergien auf Reisen“ bestellen. In der Broschüre gibt es Übersetzungstabellen für die wichtigsten allergieauslösenden Lebensmittel in zehn europäischen Sprachen. Und sie listet auch landestypische Spezialitäten auf, die entsprechende Allergene enthalten können. In Schweden beliebt sind Kanelbullar, schwedische Zimtschnecken, die mit Milch und Weizen gebacken werden. Die Griechen servieren gerne Moussaka, einen Auberginen-Hackfleischauflauf, der in der Regel mit Ei und Sellerie zubereitet wird. Und im türkischen Dessert Baklava sind meist Nüsse enthalten.

Außerdem gibt es in der Broschüre auch noch sogenannte Restaurantkärtchen in verschiedenen Sprachen. Die kann man dann dem Küchenchef zeigen und so in der Landessprache bitten, das Essen ohne das jeweilige Allergen zuzubereiten.

Wer seine Allergene einfach nur als Vokabel nachschlagen möchte, kann das auch im Allergiewörterbuch des Zentrums für Europäischen Verbraucherschutz tun (https://www.evz.de/de/verbraucherthemen/gesundheit/krank-im-urlaub/reisevorbereitung/allergie-woerterbuch/).

Doppelt hält besser: Notfallmedikamente

Haben Sie eine schwere Lebensmittelallergie und besteht die Gefahr eines allergischen Schocks, reisen Sie wahrscheinlich mit einem Notfallset (in der Regel bestehend aus Adrenalin, Antihistaminikum, Kortison und Asthmaspray). Packen Sie die Medikamente nicht in den Koffer, sondern immer ins Handgepäck, so dass sie schnell greifbar sind (das gilt für alle Notfallarzneien, etwa auch bei Asthma). Wir haben sogar sicherheitshalber immer ein zweites Set mit Notfallmedikamenten dabeigehabt, um ausreichend Medikamente vor Ort zu haben. Meistens habe ich mich auch informiert, wo vor Ort die nächste Klinik oder Praxis war, für den Fall der Fälle. Es kann auch sinnvoll sein, Notfallnummern im Handy abzuspeichern.

Wer mit dem Flugzeug reist, sollte zusätzlich eine Reisebescheinigung für Patienten mit Anaphylaxie-Risiko mitnehmen. Darin bestätigt ein Arzt, dass der jeweilige Patient immer ein Notfallset dabeihaben muss, auch an Bord eines Flugzeugs. Die Bescheinigung ist auf Englisch und Deutsch und ist über den Deutschen Allergie- und Asthmabund kostenlos erhältlich. (https://www.daab.de/anaphylaxie/im-alltag/wichtige-hilfsmittel/)

Reiseziel: Lieber ans Meer oder in die Berge?

Doch wohin am besten reisen, wenn man allergisch ist? Diese Frage ist gar nicht so leicht und eindeutig zu beantworten und hängt natürlich auch von der Art der Allergie ab. Fast 90% der Allergiker suchen ihren Urlaubsort auch nach der Belastung mit Allergenen aus.

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass sich das Klima am Meer und in den Gebirgen mit einer Höhe von 1.500 bis 2.000 Metern am ehesten eignet. In der Regel ist hier der Pollenflug sehr gering und in den Bergen kommen Hausstaubmilben ab 1.500 Metern kaum noch vor.

Wer unter Heuschnupfen leidet, findet vor allem an der Nordsee Besserung. Wegen des vorherrschenden Nordwestwinds werden die Pollen von der Küste weggeweht. In anderen Ländern sollte man sich vorher informieren, wann welche Pflanze blüht, um die Belastung mit Pollen gering zu halten. Für Asthmatiker sind Urlaubsziele mit einem trockenen und milden Klima günstig, etwa die Kanarischen Inseln oder die Balearen. Menschen mit Neurodermitis profitieren meist von einem Urlaub an der Ost- oder Nordsee, die Kombination von Sonne und salzhaltiger Luft tut der Haut gut. Das haben auch Studien gezeigt, allerdings tritt der positive Effekt meist erst nach zwei bis drei Wochen ein. Mehr Infos zu einem allergiefreien Urlaub findet Ihr auch hier: https://allergiefreie-allergiker.de/urlaub/

Einen schönen Urlaub und gute Reise!

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